70. Bayerischer Heilbädertag: Heilbäder und Kurorte als Wirtschaftskraft

Der 70. Bayerische Heilbädertag findet in Oberstdorf statt, © Photographie Monschau
Der 70. Bayerische Heilbädertag findet in Oberstdorf statt, © Photographie Monschau

 

Bad Füssing/Oberstdorf – Die bayerischen Heilbäder und Kurorte erwarten zu ihrem 70. Bayerischen Heilbädertag am 17. und 18. November 2016 in Oberstdorf einen prominenten und symbolträchtigen Ehrengast: Bayerns Finanzminister Dr. Markus Söder wird die Festrede an diesem Jubiläums-Heilbädertag halten. Symbolcharakter hat diese Besetzung vor allem wegen des Wandels, den die bayerischen Heilbäder und Kurorte seit der Wiedergründung des Bayerischen Heilbäder-Verbandes e.V. im Jahr 1948 durchlebt haben. Von einer Organisation mit Faltblättchen als Werbemittel hat sich Bayerische Heilbäder-Verband e.V. zu einem starken Wirtschaftsfaktor entwickelt, mit einer Brutto-Wertschöpfung von 3,7 Milliarden Euro, 100.000 Arbeitsplätzen im ländlichen Raum und jährlich über 22 Millionen Übernachtungen. Jede vierte Übernachtung findet in einem bayerischen Heilbad und Kurort statt. Zum Vergleich: 1957 waren es gerade einmal 8,5 Millionen Übernachtungen. Auch die Zahl der Gästeankünfte hat sich mehr als verfünffacht. 1957 kamen rund 820.000 Gäste, 2015 waren es fast fünf Millionen.

Dabei mussten die Heilbäder und Kurorte einen dramatischen Rückgang der ambulanten Badekuren verkraften. Die Reformen in der Gesundheitspolitik mit einem strikten Sparkurs sorgten für einen Einbruch bei den ambulanten Vorsorgemaßnahmen. Insbesondere die Gesundheitsreform 1989 war ein Schlag für die Heilbäder und Kurorte. Die Zahl der ambulanten Kuren halbierte sich innerhalb eines Jahres fast von 820.000 auf 435.000. Der Rückgang setzte sich fort – in einem Ausmaß, den die Gründer des Bayerischen Heilbäder-Verbandes e.V. in ihren schlimmsten Alpträumen wohl nicht erwartet hätten. Nach Angaben der zuständigen Kurärztlichen Verwaltungsstelle Westfalen-Lippe wurden 2015 bundesweit nur mehr knapp 46.000 ambulante Vorsorgeleistungen abgerechnet.

Warum sind die Heilbäder und Kurorte trotzdem so erfolgreich? „Wir fordern, aber jammern nicht. Wir haben uns dem Wandel gestellt und unsere Kompetenzen erweitert“, sagt der Vorsitzende des Bayerischen Heilbäder-Verbandes e.V. und CSU-Landtagsabgeordnete Klaus Holetschek. Seit Jahren schärft der Verband das Profil der Heilbäder und Kurorte. Die Marke „Gesundes Bayern“ wird ausgebaut, die Mitgliedsorte punkten mit ortsgebundenen, einzigartigen Heilmitteln, die Digitalisierung schreitet voran, und der Verband hat wichtige Forschungsprojekte angestoßen. So etwa „Mit Moor zum Inneren Gleichgewicht“ in Bad Aibling oder mit der AGES-Studie in Bad Birnbach mit einem Präventionsprogramm gegen Burnout. Die Bayerische Staatsregierung hat das Potenzial längst erkannt, die Tourismusförderung kräftig erhöht und effektive Förderprogramme aufgestellt, zum Beispiel das Programm zur Förderung der medizinischen Qualität in den Kurorten und Heilbädern. Das Bayerische Wirtschaftsministerium fördert die Digitalisierungsoffensive. Im landesweiten Durchschnitt liegen die Heilbäder und Kurorte beim schnellen Internet vorne.

Mit seinen Bemühungen um ein institutionalisiertes betriebliches Gesundheitsmanagement hat der Bayerische Heilbäder-Verband e.V. das bayernweit erste „Bündnis für gesunde Mitarbeiter“ mit Arbeitgebern, dem Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA e.V. und der AOK Bayern gegründet. Mit einem weiteren Projekt beschreitet der Bayerische Heilbäder-Verband e.V. Neuland: für Pflegekräfte soll es in Bayern künftig maßgeschneiderte Präventionsangebote geben. Gemeinsam mit dem Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) und der Ludwig-Maximilians-Universität München ist ein neues Forschungsprojekt entstanden.

Auf dem 70. Bayerischen Heilbädertag in Oberstdorf soll es neue Impulse geben. Dr. Bernhard Harrer, Vorstand des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr e.V. an der Universität München (dwif) präsentiert die Ergebnisse seiner neuen Studie „Wirtschaftsfaktor Tourismus in den bayerischen Heilbädern und Kurorten.“ Der Leiter des Kompetenzzentrums für Komplementärmedizin und Naturheilkunde an der TU München Prof. Dr. Dieter Melchart stellt die „Ansprüche an den Kurort der Zukunft“ vor. Der Vorsitzende Klaus Holetschek will die Ergebnisse daraus in die Arbeit des Verbandes für die nächsten Jahre einfließen lassen. „Wir werden unsere Qualitäten im Gesundheitsbereich und im Tourismus nicht nur halten, sondern auch steigern müssen. Dazu sind wir bereits auf einem guten Weg.“

 

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