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Bad Füssing – Der Bayerische Heilbäder-Verband (BHV) hat die Staatsregierung eindringlich gebeten, die Gesundheits- und Pflegewirtschaft zur Bewältigung der Corona-Pandemie und ihrer Folgen nachhaltig zu unterstützen. Gleichzeitig bot der BHV Ministerpräsident Markus Söder in einem Schreiben die Zusammenarbeit bei der Bewältigung der Krise an. Dazu hätten die Orte ausgezeichnete medizinische und wissenschaftliche Ressourcen, so der Vorsitzende Klaus Holetschek. Der Verband verwies auf die Studie des WifOR-Instituts von November 2019. Sie wurde im Auftrag der Staatsregierung durchgeführt und bezeichnet die Gesundheits- und Pflegewirtschaft als „künftige Leitbranche“ in Bayern. Rund 1,2 Millionen Erwerbstätige sorgten hier 2017 für eine Brutto- Wertschöpfung von 56 Milliarden Euro. Das entspricht einem Anteil von 10,4 Prozent an der Gesamtwirtschaft. Verglichen mit der bayerischen Automobilindustrie generierte die Gesundheits- und Pflegewirtschaft rund 14 Milliarden Euro mehr Wertschöpfung und beschäftigte mehr als das Vierfache an Erwerbstätigen, so die Autoren der Studie.
Das Wachstum in dieser Branche liege bei jährlich 4,2 Prozent und sei damit stärker als das Wachstum in der Gesamtwirtschaft (3,6 Prozent p.a). Insgesamt bezeichnet die Studie die Gesundheits- und Pflegewirtschaft als Wachstums- und Beschäftigungstreiber. Sie sichere die gesamte Wertschöpfungskette Gesundheit. „Wenn Bayern diese Branche als Leitbranche weiter entwickeln will, muss sie die Infrastruktur in Zeiten von Corona dauerhaft sichern und stärken“, betonte Holetschek. „Denn die Covid-19-Pandemie wird nicht nur in der Akutphase einen starken Einfluss auf sämtliche Lebens- und Wirtschaftsbereiche haben. Sie wird zu weitreichenden Transformationsprozessen führen“.
Sicheres Reisen in Orte, die Gesundheit und Tourismus miteinander verknüpfen, werde ebenso an Bedeutung gewinnen wie Prävention und Rehabilitation und die Stärkung der Resilienz. Wie wichtig ein gutes Immunsystem sei, habe die Covid-19-Pandemie gezeigt. Nach überstandenen Infektionen komme es, soweit heute bekannt, in einem hohen Teil der Fälle zu Schädigungen der Lunge oder zu kardiologischen Folgeerkrankungen. Rehabilitation und Kuren im Hinblick auf die Covid-19-bedingten Indikationsbilder gewännen an Bedeutung. Heilbäder und Kurorte verfügten über unzählige Kliniken, Ärzte und Therapeuten und große medizinisch-therapeutische Kompetenzen. Sie seien deshalb die Kompetenzzentren der Gesundheitswirtschaft in Bayern. Die Heilbäder und Kurorte könnten sich auch sehr gut auf Patienten mit speziellen Bedürfnissen einstellen. Sehr gute Erfahrungen habe man beispielsweise mit dem TÜV-geprüften Siegel für Allergiker.
Die finanzielle Lage in den Heilbädern und Kurorten ist nach Angaben des BHV dramatisch. „Einige Orte sind in höchster Existenznot“, bekräftigte Holetschek. „Die Krise trifft Heilbäder und Kurorte härter als andere Kommunen. Die Instandhaltung unserer Infrastruktur wie Bäder, Thermen und aller anderen Einrichtungen für Kuren kostet viel Geld. Wir brauchen von der Staatsregierung deshalb eine substanzielle Unterstützung, um diese Herausforderung zu meistern. Der bayerische Rettungsschirm für die Rehakliniken war ein erster Schritt, für den wir sehr dankbar sind.“ Im Einzelnen fordert der BHV eine Soforthilfe für Einrichtungen der Heilbäder und Kurorte in kommunaler Trägerschaft, eine Ausgleichsförderung in Höhe der Mindereinnahmen aufgrund der Corona-Pandemie, die Senkung des Umsatzsteuersatzes auf 7 Prozent auch für Gesundheitseinrichtungen und Thermen sowie eine unbürokratische steuerliche Absetzbarkeit für alle kurörtlichen Leistungen inklusive Beherbergung und Verpflegung. Zudem müsse überlegt werden, ob man die ambulante Badekur nach § 23 SGB V wieder zur Pflichtleistung mache.
Der Bundesverband Osteopathie und die bayerischen Hausärzte unterstützen den Bayerischen Heilbäder-Verband in eigenen Schreiben. Als Leistungserbringer seien sie auf die Infrastruktur der Heilbäder und Kurorte angewiesen.