„Weg vom Reparaturbetrieb hin zu echter Vorsorge“: Bayerns Heilbäder fordern in Berlin politische Weichenstellungen für echte Prävention



Berlin – Deutschland steht vor einem Umbruch in der Gesundheitsversorgung – davon ist der Bayerische Heilbäder-Verband (BHV) überzeugt. Die zentrale Forderung: Der jahrzehntelange Fokus auf Krankheitsbehandlung muss einer echten Gesundheitsvorsorge weichen – mit prädikatisierten Kurorten und Heilbädern als systemrelevanten Partnern. „Wir erleben einen gesellschaftlichen Kipppunkt. Wenn wir Prävention ernst nehmen, müssen wir sie strukturell verankern. Dazu gehören verbindliche Finanzierungsmodelle und die gesetzliche Anerkennung von Heilbädern als Orte der Gesundheitsvorsorge“, sagt der Präsident des Bayerischen Heilbäder-Verbandes, Landrat Peter Berek, in Berlin.
Im Rahmen der Dialogveranstaltung „Gesundheit neu denken – Bayern in Berlin“ kamen jetzt in der Bayerischen Landesvertretung Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Krankenkassen und Verbänden zusammen. Der Konsens: Es braucht Mut zur Veränderung – und konkrete politische Signale.
Wissenschaftlich belegt – aber politisch unterfinanziert
Professor Dr. Andreas Michalsen von der Charité Berlin machte in seinem Impuls klar: „Wir wissen seit 20 Jahren, dass unser System falsch gesteuert ist – und ändern trotzdem nichts.“ Während
Milliarden in Medikamente fließen, bleibe die Finanzierung präventiver Ansätze marginal: In der Bundesrepublik würden jährlich etwa 50 Milliarden Euro in Arzneimittel ausgegeben, aber nur 149 Millionen Euro --- das entspricht etwa 0,3 Prozent der Summe für Medikamente – für Prävention. Dabei sei die Wirksamkeit natürlicher Heilmittel und Lebensstilinterventionen wissenschaftlich vielfach belegt.
Auch Heilbäderpräsident Peter Berek betont: „Prävention darf kein Privileg der Wohlhabenden sein. Sie muss für alle zugänglich, bezahlbar und wirkungsvoll sein – und genau dafür stehen unsere Heilbäder.“
Krankenkassen fordern neue Anreize
Im Dialog mit Vertreterinnen und Vertretern gesetzlicher Krankenkassen – darunter TK, DAK-Gesundheit und mkk – wurde deutlich: Prävention muss auch für die Kassen wirtschaftlich sinnvoll sein. Andrea Galle (mkk) betonte: „Ein Wochenende im Heilbad kann nachhaltige Gesundheitsimpulse setzen. Menschen erleben hier Gesundheit positiv – das ist ein starkes Asset.“ Gefordert wurden Bonusmodelle, mehr Wettbewerb und gezielte digitale Angebote zur Einbindung der Kurorte in die Regelversorgung.
Politischer Rückenwind für Modellprojekte
Rückenwind kam aus der Politik: Die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner, Obfrau der Unionsfraktion im Ausschuss für Gesundheit, betonte im Fachgespräch, dass Heilbäder im Koalitionsvertrag verankert seien und Modellprojekte zur Stärkung regionaler Prävention
ausdrücklich gewollt seien. Sie forderte die Modernisierung gesundheitsbezogener Ausbildungswege und sprach sich für eine stärkere strukturelle Absicherung der Kurorte aus. Dr. Georg Kippels, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, ergänzte: „Prävention darf
nicht länger das Stiefkind der Versorgung sein – sie muss ins Zentrum unserer gesundheitspolitischen Strategie rücken.“
Einheitliche Standards und faire Finanzierung nötig
Beim anschließenden Austausch der Landesheilbäderverbände wurden zwei zentrale Punkte formuliert: Erstens, die Begriffsbestimmungen für Kur- und Heilbäder müssen bundesweit vereinheitlicht und modernisiert werden. Zweitens, es braucht eine verlässliche, gesetzlich abgesicherte Finanzierung – über Legislaturperioden hinaus.
Frank Oette, der Geschäftsführer des Bayerischen Heilbäderverbandes, formulierte es so: „Wir brauchen keine weiteren Problembeschreibungen, sondern echte Partnerschaften mit Politik und Kassen. Nur gemeinsam gelingt der Wandel.“ Zum Abschluss der Veranstaltung rief Peter Berek zum entschlossenen Handeln auf: „Wenn wir jetzt nicht handeln, tragen wir bewährte Präventionsstrukturen langsam zu Grabe. Kurorte sind bereit, Verantwortung zu übernehmen – jetzt ist die Politik gefragt.“
Weitere Information und Rückfragen:
Frank Oette: frank.oette@bayerischer-heilbaeder-verband.de; Tel: 0171/6423263